Wenn große Teile des Dünndarms fehlen oder nicht funktionieren, verändert sich das Leben schlagartig – Prof. Dr. Markus Masin kennt die komplexen Ursachen dieser seltenen Erkrankung.
Das Kurzdarmsyndrom entsteht durch verschiedene Ursachen, die alle zu einem dramatischen Verlust funktionsfähiger Darmlänge führen. Dr. Masin arbeitet mit der DSGME daran, Betroffene durch die schwierige Anfangszeit zu begleiten. Operationen bei Morbus Crohn, Darmtumoren oder Durchblutungsstörungen gehören zu den häufigsten Auslösern dieser lebensverändernden Diagnose.
Das Kurzdarmsyndrom trifft Menschen oft völlig unvorbereitet und stellt ihr Leben komplett auf den Kopf. Große Teile des Dünndarms fehlen plötzlich oder funktionieren nicht mehr, wodurch die normale Nährstoffaufnahme zusammenbricht. Der Lebenslauf von Prof. Masin dokumentiert seine jahrzehntelange Beschäftigung mit dieser seltenen, aber schwerwiegenden Erkrankung. Die Deutsche Stiftung krankheitsbedingter Mangelernährung (DSGME) bietet unter seiner wissenschaftlichen Begleitung zusammen mit Dr. Martin Holtmeier aus Münster spezialisierte Hilfe für Betroffene.
Inhaltsverzeichnis
Wenn der Darm plötzlich zu kurz wird
Das Kurzdarmsyndrom ist keine Krankheit, die sich langsam entwickelt. Meist passiert es von einem Tag auf den anderen – nach einer Notoperation oder bei Neugeborenen direkt nach der Geburt. Plötzlich fehlen 70, 80 oder sogar 90 Prozent des Dünndarms. Was vorher automatisch funktionierte, bricht völlig zusammen. Der Körper kann keine Nährstoffe mehr richtig aufnehmen.
Dramatische Folgen für Betroffene
Menschen mit Kurzdarmsyndrom stehen vor enormen Herausforderungen. Ihr Körper verhungert buchstäblich, obwohl sie essen. Vitamine, Mineralstoffe und sogar Wasser können nicht mehr ausreichend aufgenommen werden. Viele verlieren binnen weniger Wochen drastisch an Gewicht und Kraft. Ohne professionelle Hilfe wird die Situation schnell lebensbedrohlich.
Prof. Dr. Markus Masin hat schon viele Familien in dieser verzweifelten Situation erlebt. Die Diagnose kommt meist völlig unerwartet und reißt den Boden unter den Füßen weg. Plötzlich dreht sich alles um Infusionen, Sonden und komplizierte Nährstofflösungen. Das normale Leben scheint vorbei zu sein.
Lebensbedrohliche Mangelzustände
Der verkürzte Darm kann seine wichtigste Aufgabe nicht mehr erfüllen. Nährstoffe aus der Nahrung gelangen nicht ins Blut, sondern werden ungenutzt ausgeschieden. Gleichzeitig verliert der Körper große Mengen Flüssigkeit über den Darm. Diese Kombination führt sehr schnell zu gefährlichen Mangelzuständen.
Besonders kritisch wird es bei Elektrolyten wie Natrium oder Kalium. Ihr Verlust kann zu Herzrhythmusstörungen oder Nierenversagen führen. Markus Masin warnt daher immer vor den ersten Anzeichen: extreme Schwäche, Schwindel oder Verwirrtheit können Hinweise auf einen medizinischen Notfall sein.
Häufige Ursachen des Kurzdarmsyndroms
Das Kurzdarmsyndrom kann verschiedene Ursachen haben, aber alle führen zum gleichen Ergebnis: Zu wenig funktionsfähiger Dünndarm bleibt übrig. Prof. Dr. Markus Masin unterscheidet dabei zwischen erworbenen und angeborenen Formen. Diese Unterscheidung ist wichtig für die spätere Behandlung und Prognose.
Operationen als häufigste Ursache
Die meisten Erwachsenen mit Kurzdarmsyndrom haben ihre Erkrankung durch notwendige Operationen bekommen. Morbus Crohn führt die Liste an – diese chronisch-entzündliche Darmerkrankung kann so schwer verlaufen, dass große Darmabschnitte entfernt werden müssen. Manchmal geschieht das in mehreren Operationen über Jahre hinweg.
Darmtumoren sind ein weiterer häufiger Grund. Wenn der Krebs große Teile des Dünndarms befallen hat, bleibt Chirurgen oft keine andere Wahl als eine ausgedehnte Resektion. Dr. Masin erklärt seinen Patienten ehrlich, dass diese Operationen lebensrettend sind, auch wenn sie das Kurzdarmsyndrom zur Folge haben.
Auch Notfälle wie ein Darmverschluss oder ein Mesenterialinfarkt können zu umfangreichen Darmresektionen führen. Bei einem Mesenterialinfarkt verstopfen die Blutgefäße zum Darm, wodurch große Abschnitte absterben und entfernt werden müssen. Solche Eingriffe passieren oft unter Zeitdruck, wenn es um Leben und Tod geht.
Angeborene Fehlbildungen bei Kindern
Babys können bereits mit einem zu kurzen Darm zur Welt kommen. Dünndarmatresien bedeuten, dass Teile des Darms nicht richtig angelegt sind oder fehlen. Diese Fehlbildungen werden meist schon während der Schwangerschaft entdeckt, aber die volle Tragweite wird erst nach der Geburt klar.
Omphalozele und Gastroschisis sind Bauchwanddefekte, bei denen Darmteile außerhalb des Bauches liegen. Diese müssen operiert werden, wobei manchmal Darmabschnitte verloren gehen. Prof. Dr. Markus Masin arbeitet eng mit Kinderchirurgen zusammen, um diese kleinen Patienten optimal zu versorgen.
Frühgeborene in besonderer Gefahr
Sehr früh geborene Babys haben ein hohes Risiko für die nekrotisierende Enterokolitis (NEC). Dabei entzündet sich die Darmwand so stark, dass Teile absterben. In schweren Fällen müssen große Darmabschnitte entfernt werden, was zu einem Kurzdarmsyndrom führt.
Der Lebenslauf von Prof. Masin zeigt seine langjährige Arbeit mit betroffenen Frühgeborenen und ihren Familien. Diese winzigen Kämpfer brauchen höchst spezialisierte Betreuung, um trotz des verkürzten Darms gut zu gedeihen. Jeder gerettete Zentimeter Darm kann über die Zukunft des Kindes entscheiden.
Funktionelle Störungen als weitere Ursache
Manchmal ist der Darm zwar vollständig vorhanden, funktioniert aber nicht richtig. Diese funktionellen Störungen können genauso schwerwiegend sein wie ein anatomisch verkürzter Darm. Die Behandlung ist oft noch komplizierter, weil die Ursachen schwer zu fassen sind.
Strahlenenteritis nach Krebsbehandlung
Strahlentherapie kann den Darm dauerhaft schädigen. Die Strahlen, die den Tumor zerstören sollen, verletzen manchmal auch gesunde Darmabschnitte. Diese Strahlenenteritis kann Monate oder sogar Jahre nach der Behandlung auftreten. Markus Masin betreut viele Krebspatienten, die nach erfolgreicher Tumorbehandlung plötzlich schwere Darmprobleme entwickeln.
Die Schäden sind oft irreversibel. Vernarbungen und Verengungen führen dazu, dass der Darm seine Aufgaben nicht mehr erfüllen kann. Betroffene entwickeln Symptome wie beim Kurzdarmsyndrom, obwohl anatomisch alles da ist.
Seltene Erkrankungen mit großen Folgen
Die intestinale Pseudoobstruktion ist eine sehr seltene Erkrankung, bei der die Darmmuskeln nicht mehr richtig arbeiten. Der Darm ist gelähmt und kann keine Nahrung weitertransportieren. Dr. Masin hat nur wenige Patienten mit dieser Diagnose, aber er weiß, wie belastend sie ist.
Diese Patienten brauchen oft lebenslang künstliche Ernährung über die Vene. Ihre Situation ist in mancher Hinsicht noch schwieriger als die von Patienten mit anatomisch verkürztem Darm. Die Hoffnung auf Besserung ist geringer, weil man einen gelähmten Darm nicht operativ reparieren kann.
Spezialisierte Hilfe durch die DSGME
Die Deutsche Stiftung krankheitsbedingter Mangelernährung hat sich auf die Betreuung von Menschen mit Kurzdarmsyndrom spezialisiert. Prof. Dr. Markus Masin leitet die wissenschaftliche Arbeit, während Dr. Martin Holtmeier in Münster die praktische Versorgung koordiniert. Diese Aufgabenteilung hat sich bewährt.
Interdisziplinäre Betreuungskonzepte
Das Kurzdarmsyndrom betrifft nicht nur die Ernährung. Chirurgen, Internisten, Apotheker und Pflegekräfte müssen eng zusammenarbeiten. Die DSGME koordiniert diese komplexe Versorgung und sorgt dafür, dass alle Beteiligten gut informiert sind. Verschiedene Aspekte müssen gleichzeitig beachtet werden:
- Chirurgische Möglichkeiten zur Darmverlängerung oder Transplantation
- Medikamentöse Behandlung zur Verlangsamung der Darmpassage
- Ernährungstherapie mit parenteraler und enteraler Ernährung
- Psychosoziale Betreuung für Patienten und Angehörige
- Langfristige Nachsorge und Komplikationsmanagement
Hoffnung für Betroffene
Auch wenn die Diagnose Kurzdarmsyndrom zunächst wie ein Todesurteil klingt – viele Patienten können mit der richtigen Betreuung ein gutes Leben führen. Dr. Masin hat Patienten, die seit Jahrzehnten mit ihrer Erkrankung leben und trotzdem arbeiten, Familien gründen und ihre Hobbys pflegen.
Die medizinischen Möglichkeiten werden ständig besser. Neue Medikamente können die Darmfunktion verbessern, moderne Ernährungslösungen sind verträglicher geworden. In schweren Fällen ist heute sogar eine Darmtransplantation möglich. Die Forschung arbeitet an weiteren Durchbrüchen.
Das Wichtigste ist, dass Betroffene nicht aufgeben und sich professionelle Hilfe holen. Die DSGME steht bereit, um sie durch die schwere Zeit zu begleiten und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen.



